Freitag 19. April 2024
Predigten

"Als sie ihre Schulden nicht bezahlen konnten, erließ er sie beiden."

 

In dem Evangelium heute haben wir von eingeladenen und von ungebetenen Gästen gehört.
Jesus war im Haus eines Pharisäers eingeladen; Warum, das steht nicht da, aber die Tatsache, dass er zu einem Essen in dieses Haus eingeladen war, zeigt uns schon einiges, wenn wir bedenken, was es zur Zeit Jesu und in seinem sozio- kulturellen Umfeld bedeutet hat, zu einem Essen eingeladen zu sein.
So eine Einladung wurde nicht so schnell ausgesprochen, denn das Mahl der Familie hatte etwas Heiliges an sich, das Mahl im Hause eines frommen Juden war eine intime Angelegenheit. Jemanden an seinen Tisch zu laden, bedeutete soviel wie: Wir wollen Gemeinschaft mit dir haben, wir wollen, dass du mit uns ein Stück unseres Lebens teilst, ein Stück intimes Leben der Familie. Wir wollen, dass du uns Freund bist.

Das Haus des Pharisäers Simon war so ein frommes Haus, in dem es sicher etwas Besonderes war, eingeladen zu werden.

Mit Jesus kommen ungebetene Gäste ins Haus. Damit hat der Pharisäer nicht gerechnet und wie wir gesehen haben, war es ihm auch gar nicht recht.
Er wird wohl innerlich Jesus Vorwürfe gemacht haben, etwa jenen Vorwurf, dass er sich nicht an die heilige Überlieferung hält und den besonderen Charakter einer Einladung zum Mahl nicht mehr hochhält.
Aber gerade das Gegenteil ist in Wirklichkeit der Fall!!
Jesus nimmt diese Tradition ernst, sehr ernst! Nur liebt er nicht nur jene, die so denken wie er, die die selbe Schule besucht haben wie er, die selbe Erziehung genossen haben, die das selbe verdienen und die selben Überzeugungen haben wie er, sondern er liebt vor allem die, die ungeliebt sind, die vom Leben oder von der Gesellschaft benachteiligt werden: die Ausgestoßenen, die Sünder, die Unansehnlichen, die von Krankheit gezeichneten, die Schwachen und die Unmündigen, besonders die Kinder.
Mit Jesus kommen die mit zum Mahl, die er selber gerne an seinen Tisch hat, die er einlädt und von denen er sich gerne einladen hat lassen, wie wir durch das Zeugnis der Evangelisten wissen.

 

Mit Jesus kommen die "ungebetenen Gäste" in diesem Fall eine "stadtbekannte Frau". Dass ist ein echtes Überraschungspaket Jesu für den Simon, eine Zumutung, die Jesus ausnützt, damit sie für den Simon zu einer heilsame Herausforderung wird.
Jesus zeigt dem Simon, dass es bei Gott keine Ausgrenzung gibt, weil Gott sonst alle Menschen ausgrenzen müsste, auch ihn, den braven Simon.
Denn alle Menschen sind vor Gott irgendwie schuldig. Wir verdanken und verschulden uns sozusagen Gott. Manche wissen es bloß nicht oder machen deshalb nur Unterschiede zwischen schlimm und nicht so schlimm.

 

"Als sie ihre Schulden nicht bezahlen konnten, erließ er sie beiden."

Das ist das Handeln Gottes. Aber das passt sehr schwer in so einen Pharisäerkopf. Simon muss begreifen, dass der Unterschied zwischen der Sünderin und ihm nicht das „Mehr" oder „Weniger" an Schuld ist, sondern das „Mehr" oder „Weniger" an Schulderkenntnis. Denn Gott liebt ihn genauso wie sie. Sie hat das bereits erkannt, er ist erst auf dem Weg dahin.
Das heilende für Simon wäre zu erkennen, dass er nicht dann von Gott am meisten geliebt wird, wenn er es schafft ganz brav, ganz gut zu sein, oder zumindest den Ruf zu haben ein ganz Guter zu sein, sondern wenn er lernt, sich Gott ganz zu öffnen, gerade da, wo er schuldig ist, oder wird.

Gott liebt den Menschen nicht, obwohl er ein Sünder ist!
Gott liebt den Menschen nicht, weil er ein Sünder ist!
Gott liebt den Menschen, weil er gar nicht anders kann!!
Er kann nicht anders, als den zu lieben, den er aus reiner Liebe ausgedacht hat.

Mit dem Evangelium verbinde ich heute die Erinnerung an einen besonderen Gottesdienst. Ich war vor ein paar Wochen in einer Kirche bei der Philadephiabrücke in Wien. Da waren viele Menschen beim Gottesdienst, die Kirche war gesteckt voll, so wie unsere heute. Es waren schön gekleidete Leute, mit Krawatte und Sakko, mit Kleidern, wie man sie auf einem Ball tragen hätte könnte und da waren fast noch mehr Leute, die man mit ihren Kleidern nicht einmal in ein billiges Wirtshaus hineingelassen hätte. Leute, die nach Urin stanken und Kommentare während der Messe abgaben; und da waren auch Behinderte, ganz viele Kinder und Jugendliche. Sie alle wussten genau warum sie gekommen sind, sie haben sich von Jesus eingeladen gewusst und dieses Privileg, von Jesus eingeladen zu sein, dass hat in dieser Kirche keiner dem anderen abgesprochen. Das hat mich echt beeindruckt.

Umso mehr freue ich mich, dass wir an diesem WE auch wieder Behinderte bei uns im Haus haben, dass wir seit zwei Jahren auf diesem Berg einen Platz geschaffen haben, für jene, die Jesus sehr am Herzen gelegen sind, für die Kinder, die Jugendlichen für Menschen, die gehindert sind, die volle Geschwindigkeit unserer Zeit zu halten.

Die Kirche Christi ist keine Sekte, in der nur die "Auserwählten" Platz haben, die Kirche ist das Haus Gottes; und in diesem Haus sind alle Menschen zum Mahl eingeladen.
Amen.

 

1. Lesung: 2 Sam 12,7-10,13  -  2. Lesung: Gal 2,16-21  -  Evangelium: Lk 7,36-8,3

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