Donnerstag 25. April 2024
Predigten

"Wir wissen, daß Gott bei denen, die ihn lieben, alles zum Guten führt."

(aus der Sonntagspredigt von Prior P. Columban am 27. Juli 2008)

Liebe Schwestern und Brüder!

 

Paulusjahr
Wir befinden uns mitten in dem Paulusjahr, das Papst Benedikt Ende Juni ausgerufen hat. Den äußeren Anlaß dafür bietet der 2000. Geburtstag des Apostels Paulus, der vermutlich 8 n.Chr. geboren ist.
Dieses Paulusjahr veranlaßt mich, in der Predigt auf die Lesung des heutigen Tages aus dem Römerbrief (Röm 8, 28 - 30) näher einzugehen. Der Römerbrief hat uns in den letzten Wochen schon in der neutestamentlichen Lesung der Sonntagsliturgie begleitet und wird es auch in nächster Zeit tun.

 

Schwierigkeiten in der Gemeinde von Rom
Zunächst aber generell ein Wort zum Römerbrief: Der Brief des Apostels Paulus an die Gemeinde in Rom zählt ganz sicher zu den schwierigsten Paulusbriefen und allgemein wird er als echter Paulusbrief anerkannt.
Vermutlich - mit hoher Wahrscheinlichkeit - geht seine Verfassung auf den Winter der Jahre 56/57 n.Chr. zurück. Vorausgeschickt sei die Bemerkung: Paulus kennt die Gemeinde von Rom nicht persönlich. Er ist auf Informanten angewiesen. Er hat vor, nach Rom zu reisen und von dort nach Spanien. Und noch bevor er nach Rom aufbricht, schickt er vorweg diesen Brief. Er ist offensichtlich über die Schwierigkeit dieser Gemeinde gut informiert: Die Schwierigkeit besteht darin, daß sich die aus dem Judentum Bekehrten und die aus dem Heidentum Bekehrten gegenseitig zu verachten drohen und Spaltung programmiert ist. Mit seinem Brief will Paulus auf dieses Problem eingehen und zur Lösung beitragen - ein Problem, das offensichtlich auch die Galater sehr beschäftigt.

 

Gerettet durch die Gnade?
Im Römerbrief bezeichnet Paulus Christus als die Gerechtigkeit Gottes und stellt sie der Gerechtigkeit gegenüber, die die Menschen durch ihre eigene Leistung zu verdienen meinen. Gerechtigkeit ist hier nicht zu verstehen als das Gegenstück von Ungerechtigkeit, sondern meint das „recht Sein" vor Gott, das „heilig Sein". Paulus verfolgt damit ein sehr wichtiges Anliegen: Er hat Sorge um die Gefährdung der jungen christlichen Gemeinde durch das jüdische Denken, bei dem ein übergroßes Vertrauen auf das jüdische Gesetz erkennbar wird. Offensichtlich hat es unter den Christen in Rom, die aus dem Judentum gekommen sind, einige gegeben, die den Christen aus dem Heidentum gesagt haben: "Wenn ihr euch nicht nach jüdischem Brauch beschneiden laßt und euch nicht an das jüdische Gesetz haltet, könnt ihr nicht gerettet werden." Paulus hat sofort erkannt: Das ist ein tiefer Rückfall vor das Apostelkonzil von Jerusalem - und dementsprechend geht er in Opposition.
Aus seiner eigenen Erfahrung weiß er um die Kraft der Gnade und betont, daß der Mensch nicht durch Werke des Gesetzes gerettet (gerecht) wird, sondern durch die Gnade. (Welche Auswirkung das auf Augustinus und später auf Martin Luther gehabt hat, lehrt uns die Kirchengeschichte.) Und dann entfaltet Paulus seine große Sicht vom Heilsplan Gottes mit dem Menschen. Hier ist der Abschnitt aus dem Römerbrief einzuordnen, den wir heute in der Lesung gehört haben.

 

"Happy end" für den Christen?
Diese Stelle ist meine Lieblingsstelle im ganzen Neuen Testament: "Wir wissen, daß Gott bei denen, die ihn lieben, alles zum Guten führt." Dieser Passus ist Hoffnung pur!
Es wird "denen, die Gott lieben" (d.h. die sich aus innerstem Drang für Gott entschieden haben), zugesagt, daß ihre freie Entscheidung schon längst - ewig schon - von Gottes Entscheidung für sie umgriffen ist und in die Entscheidung Gottes für sie eingeborgen ist d.h. noch bevor sich der Mensch in Liebe für Gott entschieden hat, hat die Entscheidung Gottes für den Menschen schon längst stattgefunden. Aus dieser Gewißheit darf ich als Christ leben. Weil sich Gott für mich entschieden hat, und ich aus Liebe darauf antworte, wird mein Leben gut ausgehen.
Es wird aber "denen, die Gott lieben", noch etwas gesagt: Wenn sie Gott wirklich lieben, werden "sie Christus ein-gestaltet" (Hans Urs von Bathasar) und nichts kann sie aus der Bahn werfen. Sie werden "an Wesen und Gestalt Christi teilhaben" (Röm 8, 29), was so viel bedeutet wie: in einer Symbiose mit Christus leben. Daher wird für Paulus das "in Christus sein" zu einem Schlüsselwort. ER in mir, ich in IHM.
Beim Evangelium und bei allen Schriften des Neuen Testaments geht es nicht einfach nur um "Information", sondern - wie Papst Benedikt in seiner Enzyklika über die Hoffnung schreibt - um "Performation", performare - durchformen: Christus soll mich durch und durch durchformen. Das ist ein Prozeß, ein personales Geschehen, das darauf abzielt, daß ich die Fülle Christi, Seine Herrlichkeit ganz mit-leben darf. Der Christ trägt eine Mega-bestimmung in sich, die sich in dem tiefen Wort ausdrückt: "Wir wissen, daß Gott bei denen, die ihn lieben, alles zum Guten führt." (Röm 8,28)

 

 

1. Lesung: 1 Kön 3,5.7-12 - 2. Lesung: Röm 8,28-30 - Evangelium: Mt 13,44-52

 

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