Feierliche Profess von fr. Patrick Schöder
Liebe Brüder und Schwestern!
1. Lieber fr. Patrick, Dein langer Weg des Suchens, des Prüfens, der Abklärung, des Ringens und auch des Leidens kommt heute in der feierlichen Profess zu einem Punkt, der Klarheit und Sicherheit signalisiert. Es ist viel gewachsen seit Deinem Eintritt vor vier Jahren. In Dir ist die Gewissheit gewachsen: Ich gehöre hierher, ich weiß mich hierher – in diese konkrete Gemeinschaft von Göttweig – gerufen. Wir als Konvent haben in den letzten vier Jahren aufmerksam auf Dein Leben geschaut und dich schätzten gelernt! Vor allem im vergangenen Jahr, als Du Dich als Krankenpfleger angeboten hast und für unseren verstorbenen Abt Clemens in den letzten Wochen und Tagen seines Lebens rund um die Uhr da gewesen bist – spätestens da haben wir erkannt, was wir an Dir haben: Deine Bereitschaft, Deine Konsequenz, Deine Verlässlichkeit, Deine Stabilität, Dein Humor, Deine Innerlichkeit und anderes mehr – all das trägt dazu bei, dass wir den heutigen Tag Deiner Profess mit großer Freude begehen. Wir freuen uns mit Dir über Deinen Schritt!
2. Drei Aspekte leiten mich in meinen Überlegungen zur heutigen Profess:
2.1. Das Kapitel 58 der Benedictus-Regel setzt sich relativ intensiv mit dem ganzen Vorgang auseinander, wenn jemand ins Kloster kommt und Mönch werden will, bis hin zu dem, was wir heute als Profess bezeichnen. Benedikt verwendet in diesem Kapitel das Wort "veniens" "kommen". Damit ist ursprünglich das Eintreten in das Mysterium der Taufe gemeint. Wer als Mönch in einem Kloster leben will, ist hineingenommen in die Wirklichkeit, die mit der Taufe gemeint ist: hineingetaucht in die Wirklichkeit des dreifaltigen Gottes. Ich darf als Mönch das Leben des dreifaltigen Gottes ganz mitleben – in Fülle mitleben. Das hat etwas Prozesshaftes an sich. Ich werde immer mehr in diese Wirklichkeit hineingenommen. Profess machen hat etwas Dynamisches an sich: Ich komme als Mönch in die "Dynamis" des trinitarischen Gottes, die darin münden soll, dass ich für immer bei IHM ankomme. Daher schließt die Benedictus-Regel mit dem hoffungsvollen Ausblick "pervenies" "du wirst ankommen". Was bei Dir, fr. Patrick, schon vor längerer Zeit begonnen hat, heute in der feierlichen Profess eine Besiegelung erfährt, das soll eine Fortführung finden in die Ewigkeit hinein. Das Mönchtum ist angelegt auf den lebendigen, ewigen Gott!
2.2. Der zweite Aspekt, der mir heute wichtig ist, klingt bei der Bindung in einer feierlichen Profess geradezu paradox: Es ist der Aspekt der Freiheit. Wenn die Motive eines Mönchs echt sind und die Profess die Antwort ist auf das "Zuerst" Gottes – "ER hat uns zuerst geliebt" – dann kann die Echtheit einer solchen Hingabe / Lebensübergabe in einer wachsenden inneren Freiheit wahrgenommen werden.
Bei allem guten Bemühen und bei allem ehrlichen Ringen ist niemand davor gefeit, dass sich immer wieder das Ego mit seinen vielfachen Ansprüchen in das Leben einschleicht, einzuschleichen versucht. Das, was Inhalt der Profess ist – die stabilitas, die conversatio morum, die oboedientia – will im konkreten monastischen Leben Hilfe sein, in eine echte Freiheit hineinzuwachsen: ein liebender Mensch zu werden. Profess zu machen heißt sich auf den reinigenden Prozess der Freiheit einzulassen und frei brennen zu lassen: Frei zu sein auf Christus hin und frei zu sein in IHM! Im weitesten Sinn meint das der hl. Benedikt, wenn er vom "dilatato corde", vom "geweiteten Herzen" spricht!
2.3. Der dritte Aspekt ist der marianische Aspekt der Profess. Dir war beim Eintritt in unser Kloster wichtig, dass Du noch zusätzlich zu Deinem Ordensnamen den der Gottesmutter Maria tragen darfst. Am heutigen Professtag wird aber deutlich, dass das mehr sein muss als nur ein schöner Name. Maria programmatisch im Namen zu nennen, heißt verfügbar sein, heißt ihr "fiat" mitsprechen zu wollen, heißt letztlich: Gott einen Blankoscheck über das eigenen Leben auszustellen. Wo diese marianische Verfügbarkeit hinführen kann, zeigt das Gnadenbild unserer Krypta, wo sie enden wird, zeigt unser Hochaltarbild.
Frater Patrick, wir beten für Dich und mit Dir, dass Dein Weg in unserer Gemeinschaft ein benediktinischer sein möge: ein gesegneter Weg. Amen.